Mittwoch, 15. Mai 2013

Mal ganz ungeniert Werbung machen: Besuch in der Bäckerei

Die Gießener Zeitung ist, egal wie man es auch dreht und wendet, ein Anzeigenblättchen. Die wenigen Papierseiten der Printausgabe sind praktisch nur der Umschlag, damit hiesige Super- und Baumärkte ihre Werbeprospekte auch in jene Briefkästen kriegen, auf denen ein "Keine Werbung einwerfen"-Aufkleber prangt.

Denn selbst mit dem Sticker wird die GZ zugestellt, ob man will oder nicht. Da man dieses Blättchen auch nicht abonniert hat, kann man selbiges auch leider nicht kündigen. Bleibt die Frage, wie man dieses Blättchen überhaupt abbestellen kann?

Damit die ganzen gekauften Anzeigen (die auch allesamt dem Layout der nicht gewerblichen Artikel nachempfunden sind) nicht ganz so penetrant daherkommen, versteckt die Redaktion der GZ zwischen den Anzeigen der Werbekunden immer wieder mal echte Artikel, sowohl von BR als auch von den Mitgliedern der Redaktion. Das überdeckt die Tatsache, dass sich dieses Blatt im Grunde damit finanziert, dass 120.000 Werbeprospekte Woche für Woche ausgeliefert werden und eine handvoll Artikel für das Deckmäntelchen Zeitung herhalten müssen.

Aber auch im Online-Teil der GZ darf Werbung nicht fehlen. Wie zum Beispiel der Besuch bei der Bäckerei Künkel (Artikel in der GZ). Redaktionsmitglieder und angemeldete BR trafen sich zum Rundgang in einer Großbäckerei. Sah dann in etwa so aus:

Link zum Foto in der GZ

Drei Fragen ergeben sich spontan: 1.) Haben alle BR den Ausflug überlebt? und 2.) Warum mussten alle diese dämlichen Mützen tragen? 3.) Denkt BR Jörg Jungbluth wirklich, dass er hip erscheint, wenn er die Kappe falsch rum trägt?

Da wir nichts Gegenteiliges gehört haben können wir Frage 1 glücklicherweise mit Ja beantworten. Bei Frage 2 können wir uns entscheiden: es war eine nette Geste der Bäckerei, verstaubende Werbegeschenke loszuwerden, die niemand in der Zielgruppe freiwillig tragen würde oder aber man macht sämtliche Besucher kurzerhand mit den Deckeln auf dem Kopp zu unfreiwilligen Werbefiguren.

Denn netterweise berichtet die GZ über den Besuch wieder mal mit zahlreichen Bildern. Und andere BR natürlich auch. Und das Alles zum Unkostenpreis für ein paar Kaffee und Kuchen im Anschluss an die Werbeführung.

Worüber beschweren wir uns nun eigentlich? Dass ein paar BR ihren freien Nachmittag in einer Bäckerei verbracht haben und dies im Bilde festgehalten haben? Mitnichten!

Viel mehr stößt uns die kaum verborgene Werbung auf, die die GZ hier für die Bäckerei Künkel ins Netz und auch die Printausgabe gesetzt hat. Ein paar Zitate aus dem Text von Melanie Schneider, Redaktionsmitglied der GZ:

  • "3 500 Brote, dazu noch die vielen Brötchenvariationen und Kuchen verlassen täglich den Standort Langgöns und werden mit nur acht Fahrzeugen auf die 28 Filialen verteilt. 150 Quadratmeter Ofenfläche sorgen für einen perfekten Produktionsablauf."
  • "Künkel steht für Qualität. „Die Früchte für unsere Kuchen werden täglich frisch vom Großmarkt aus Bad Homburg geliefert“, so der sympathische Chef." 
  • "Der gelernte Bäcker liebt seinen Beruf, und das merkt man auch. Bevor es jedoch durch die riesige Halle geht bekommen die 35 Bürgerreporter, die von der GIEßENER ZEITUNG eingeladen wurden, eine schicke rote Kappe." 
Das klingt alles furchtbar harmonisch und leider auch schwülstig wie aus einer Pressemitteilung eines Spielzeugfabrikanten. Für ein Portal, welches Mitgliedern in den AGB untersagt, gewerbliche Werbung zu verbreiten ist es gelinde gesagt fragwürdig, wenn dann die eigene Redaktion solch eine Wohlfühlgeschichte eines lokalen Großbetriebes veröffentlicht.

Und das ohne den Hinweis, dass es sich um eine bezahlte Anzeige o.ä. handelt. Die Homestory aus dem Hause Künkel erscheint als normaler Erfahrungsbericht zwischen Blümchen & Bäumchen-Fotografie und Tiervermittlungsgesuchen aus Heuchelheim.

Aber irgendwie müssen die weißen Seiten zwischen den Anzeigen schließlich gefüllt werden.

3 Kommentare:

  1. Wenn du Arsch besser recherchieren würdest, wüsstest du das Jörg Jungbluth ein Topfotograf ist und deshalb die Mütze verkehrt rum hatte, damit der Schirm nicht beim fotografieren stört.
    HIP ist der schon lange nicht mehr.

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    1. Ob das mit dem "Topfotograf" so uneingeschränkt Gültigkeit hat, ist seit Hinweisen auf Schauder-Beispiele im "Gelöschte Fundstücke - Beschimpfungen im Verborgenen"-Beitrag ein wenig strittig geworden.

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  2. Jetzt hat sich die Redaktion mal wieder zu einem haarsträubenden Konglomerat aus Artikel und Werbung hinreißen lassen: http://www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/86765/zuhause-ist-es-doch-am-schoensten-oder/
    Man beachte auch, dass der Artikel nicht unter Schneider, Nudelmann oder sonstwem verfasst wurde, sondern direkt als Redaktion GZ. Wie gut, dass die GZ keine Zeitung ist.

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